Für das Laufjahr 2008 hatte ich mir viel vorgenommen. Es war das letzte Studienjahr vor meinem Auslandspraktikum und der Diplomarbeit. Und damit womöglich das letzte Jahr, in dem ich viel Zeit ins Lauftraining investieren konnte. Meine volle Konzentration galt der 10-Kilometer-Strecke. Ich wollte meine Bestzeit von 31:48 Minuten pulverisieren und konstant Zeiten im 31er-Bereich abliefern. Deshalb beinhaltete das Wintertraining nur wenige lange Läufe über 25 Kilometer, die ich früher auch mehrmals wöchentlich gelaufen war.

Nachdem ich Ende 2007 nur schleppend ins Trainning gekommmen war, lief ich im Januar plötzlich zu Hochform auf und stellte bei Schnee und frostigen Temperaturen mehrere Bestzeiten auf meinen Trainingsstrecken auf. über 10 Kilometer lief ich eine 31:52, davon die ersten 5 km mit starkem Rückenwind in 15:09. Über 15 Kilometer gelang mir eine 48:20 auf hügeliger Strecke. Diese beinahe spielend locker gelaufenen Zeiten waren vielversprechend für die neue Saison.

Für die Thüringer 10-Kilometer-Meisterschaft in Rudolstadt hatte ich mir deshalb nicht nur den Sieg, sondern auch eine Zeit um die 31:30 Minuten vorgenommen. Mein erstes Rennen bei der Deutschen Crossmeisterschaft eine Woche zuvor hatte das realistisch erscheinen lassen. Doch es kam anders – schon nach drei Kilometern kam ich von meinem Rekordkurs ab und brach dramatisch ein, musste mich ins Ziel regelrecht quälen und lief enttäuschende 32:44 Minuten. Eine Zeit, die ich noch öfters in diesem Jahr wiederholen sollte.

Schon besser fühlte ich mich beim nasskalten Osterlauf in Paderborn. Auf der schnellen Strecke war ich 2006 meine Bestzeit gelaufen. Am Start fühlte ich mich zwar erbärmlich, kam aber doch gut ins Rennen und führte lange Zeit eine größere Gruppe an und drückte aufs Tempo. Auf dem letzten Kilometer ließen mich dann aber alle stehen. Selbst Sabrina Mockenhaupt sprintete kurz vor der Ziellinie noch an mir vorbei. Die Zeit von 31:57 war in Ordnung. In den folgenden Wochen versuchte ich in ganz Deutschland verzweifelt und vielleicht auf verkrampft, meine Bestzeit zu attackieren und mutete meinem Körper dabei wohl etwas zuviel zu. Weder in Dresden, Würzburg oder Arnstadt kam ich auf mehr als 15 Sekunden an meinen persönlichen Rekord heran.

Zwischendurch war ich ohne große Erwartung und aus vollem Training heraus bei der Thüringer Halbmarathon-Meisterschaft gestartet. Nach einem 15-km-Tempodauerlauf am Freitag und 2×10 Kilometern am Samstag stand ich mit müden Beinen in Apolda am Start. Und wieder einmal lief es blendend für mich, als ich überhaupt nicht damit rechnete. Die Temperaturen um die 5°C und die hügelige Strecke waren alles andere als angenehm – und doch lief ich in 70:14 Minuten eine neue Bestzeit und ließ sogar Stephan Eberhardt vom LC Erfurt stehen.

Anfang Mai fühlte ich mich ausgebrannt und musste viele Trainingseinheiten erschöpft abbrechen, egal wie langsam ich vor mich hin trabte. Zwei Wochen vorm Rennsteiglauf war die Form plötzlich zurück, jedoch nur für wenige Tage. Obwohl ich die letzte Woche vorm Rennsteiglauf kaum lief, viel schlief und optimal erholt an den Start ging, schleppte ich mich schwerfällig über den Rennsteig bis nach Schmiedefeld und wurde nach hartem Kampf auf den Schlusskilometern wieder einmal Vierter – zum nunmehr dritten Mal.

Auch nach dem Rennsteiglauf konnte ich kaum noch trainieren und fühlte mich chronisch erschöpft. Ich wähnte mich im Übertrainingszustand, da ich vor dem Einbruch im Frühjahr ungewohnt hohe Kilometerumfänge trainiert hatte. Doch eine gründliche Untersuchung beim Sportarzt ergab keinen Befund. Nur beim Rennsteig-Staffellauf erreichte ich noch einmal einen kleinen Höhepunkt, als ich meine persönliche Streckenbestzeit auf der Königsstrecke Allzunah – Grenzlader um zwei Minuten drücken konnte.

Im August erholte ich mich langsam und konnte doch noch eine kurze Vorbereitungsphase auf den Alsterlauf in Hamburg absolvieren. Nach Tempodauerläufen und Intervallen mit meinem Freund Peter war ich schnell wieder fit und hoffte auf eine 32er-Zeit für den Alsterlauf. Mir gelang nicht nur das, sondern auch die zweitschnellste Zeit des Jahres. Und die war wieder einmal völlig unerwartet. Seit Oktober absolviere ich ein Praktikum in Genf, das noch bis Ende Januar dauert. Zeit für richtige Trainnigseinheiten bleibt kaum.

Die Lehren aus der letzten Saison sind schnell zusammengefasst: Immer dann, wenn ich hohe Erwartungen an mich stelle, scheitere ich kläglich. Deshalb wird es für das Jahr 2009 keine konkreten Ziele geben. Für weitere Leistungssprünge wird das Training ohnehin nicht ausreichen.

Ich möchte lernen, vom Zeitläufer zum Siegläufer werden. Zu oft laufe ich vorne mit und falle in der Schlussphase zurück um schließlich Zweiter oder Vierter zu werden – also NICHT zu gewinnen oder NICHT aufs Podium zu kommen. Dafür muss ich an meiner bislang quasi nicht vorhanden Schnelligkeit arbeiten. Momentan sprinte ich selbst nach mehrwöchigem Training nur 13,4 Sekunden über 100 Meter. Mittlerweile trage ich in Wettkämpfen keine Stoppuhr mehr, um mich nicht von scheinbar zu schnellen oder zu langsamen Zwischenzeiten nicht verunsichern zu lassen.

In Zukunft werde ich versuchen, weniger Wettkämpfe zu bestreiten und mir damit mehr Regenerationszeit zu lassen. An meiner Lauftechnik muss ich unbedingt arbeiten. Vor allem beim Bergablaufen bremst mich mein unbeholfener Fersenlaufstil viel zu sehr aus und kostet Kraft und Zeit. Doch ob ich den Willen für langweiliges Stabi-Trainining und langwierige Technikübungen aufbringen kann ist fraglich.

Folgendes Programm habe ich mir für das erste Halbjahr gegeben:

14.03. LM 10 km Straße
05.04. DM Halbmarathon
25.04. Arnstädter Citylauf
16.05. Rennsteiglauf Halbmarathon
23.05. LM Berg
07.06. LM 5000 m
20.06. Rennsteig-Staffellauf

Kommentare

1 Kommentar zu “Bilanz des Laufjahres 2008”

  1. Christian am 30. Januar 2009 um 15:26 Uhr

    Hallo Alex !

    Das kommt auch mir sehr bekannt vor:

    „Die Lehren aus der letzten Saison sind schnell zusammengefasst: Immer dann, wenn ich hohe Erwartungen an mich stelle, scheitere ich kläglich.“

    Dir ein schönes Ende Deiner Genfer Zeit & komm gut heim. Ich hoffe, demnächst mal wieder mit Dir trainieren zu können…

    Alles Gute Christian