Heute bin ich in Berlin meinen ersten Marathon gelaufen. Das Debüt hatte ich lange geplant und beharrlich in mehreren Trainingsmonaten vorbereitet. Schon im Januar hatte ich mich angemeldet. Seit Juni standen viele lange Läufe von 35-40 Kilometern auf meinem Trainingsplan, von denen ich einige mit meinem Freund Peter laufen konnte.

Für meine Premiere über die 42,195 Kilometer hatte ich mir kein Zeitziel gesetzt, die letzten Wettkämpfe deuteten aber eine Zeit unter 2:35 Stunden an. Ich hatte nur meinem Trainer, eingen Freunden und meiner Familie von dem Marathonvorhaben erzählt, um mich nicht unter Druck setzen zu lassen. Und das hat prima geklappt.

Nach einer chaotischen Anreise von meinem Hotel in Köpenick konnte ich mich im Startblock noch einmal beruhigen und entspannt in den Lauf starten. Mein Anfangstempo von 3:30/km war angenehm, die Stimmung an der Strecke grandios.

Die Wadenschmerzen der vergangenen Rennen, die auch beim letzten Training im Wettkampftempo am Donnerstag noch einmal auftraten, waren während des Marathonlaufs nur bei Kilometer 6 für wenige Schritte zu spüren. Später sollten jedoch ganz andere Schmerzen auftreten.

Auf der ersten Hälfte waren die Temperaturen erträglich, viele Straßen lagen noch im Schatten. Ich hielt mich stets hinter einer Verfolgergruppe des Frauenfelds. Bei Kilometer 8 und später bei der Streckenhälfte und Kilometer 35 jubelten mir meine Freundin, meine Mutter und meine Tante zu und hielten schwenkten ein Transparent. Alle drei waren am frühen Morgen aus der Heimat angereist, um mich zu überraschen.

Meine Kilometerzeiten lagen weiterhin bei 3:28 bis 3:31 je Kilometer. Eigentlich zu schnell, denn ich hatte im Bestfall mit 3:33 min pro Kilometer gerechnet, was eine Zeit von 2:30:00 Stunden ergeben hätte. Doch ich fühlte mich blendend, das Tempo erschien mir locker. Jede Trommlergruppe am Streckenrand sorgte bei mir für Temposchübe.

Bei Kilometer 20 lief ich an der Frauengruppe vor mir vorbei, denn die drosselte das Tempo immer weiter. Von da an begann ich eine lange Aufholjagd und überholte unzählige Athleten. Bei Kilometer 23 schockte mich mein Freund Peter, er feuerte mich vom Streckenrand aus an. Er hatte aufgegeben. Ich war so verdutzt, dass die nächsten beiden Kilometer deutlich schwerer wurden.

Bei Kilometer 28 kam meine erste Krise, Bauchschmerzen bremsten mich etwas aus. Doch ich konnte das Tempo noch hochhalten, wenn auch mit mehr Krafteinsatz. Ich hatte mich mit einem Läufer zusammengetan, der nach meinem Überholmanöver wieder einen schnellen Schritt aufgenommen hatte.

Mittlerweile zählte ich schon die verbleibenden Kilometer bis zum Ziel, kein gutes Zeichen. Auch sehnte ich jede nächste Wasserstelle herbei, obwohl ich seit Rennbeginn an jedem Tisch Wasserbecher gegriffen hatte. Bei Kilometer 32 begann dann der langsame Einbruch. Die Kilometerzeiten stiegen auf 3:34, 3:38, dann in den 3:40er-Bereich.

Auf dem Kurfürstendamm standen noch einmal meine „Fans“. Ich sah sie zwar, konnten ihnen aber keine Küsse mehr zuwerfen, wie ich es noch bei Kilometer 8 überschwänglich getan hatte. Die Laufschritte wurden immer zäher und gequälter, mein Gesichtsausdruck verbissen.

Mein heimliches Traumziel 2:29:59 war noch möglich, moderate 19:30 Minuten hätte ich für das 5,2-km-Schlussstück Zeit brauchen dürfen. Doch egal wie ich es versuchte, die Schrittlänge blieb kurz, die Frequenz zeitlupenlahm. Am Ende war ich in 2:30:24 knapp über der prestigeträchtigen Zeit, doch geärgert hat mich das kaum. Ich war stolz, es trotz Schmerzen ohne Geh- und Stehpausen ins Ziel geschafft zu haben.

Hinter der Ziellinie konnte ich mich nur noch mit Trippelschritten vorwärts bewegen, die Beine verweigerten jeglichen Kniehub. Bis ich aus dem Zielareal herauskam verging eine Ewigkeit. Auf meiner Trippeltour traf ich meinen Freund Stuart vom Les Croupiers RC aus Cardiff, meinem ehemaligen Club in Wales. Er war der Schnellste einer großen Gruppe aus Cardiff und verbesserte in Berlin seine Bestzeit auf 2:35:20.

Nun stehen 3 Wochen Erholung im Trainingsplan, bevor die Saisonvorbereitung Mitte Oktober beginnt. Nächster Wettkampf ist die Thüringer Meisterschaft im Crosslauf im November.

Kommentare

5 Kommentare zu “Marathondebüt in Berlin – 2:30:24”

  1. Jörg am 21. September 2009 um 9:56 Uhr

    Super, Gratulation – eine 2:30 als Einstieg!

    Ich war völlig überrascht, als ich dich unerwartet im Fernsehen mit einer tollen Zeit durch das Ziel laufen sah.
    Die Beschreibung deines Laufes kann ich genau nachvollziehen. Genauso ist Marathon. Obwohl ich viel langsamer bin, habe ich es nie anders erlebt, außer ich bin nur locker mitgelaufen und selbst da wird es hinten hart.

  2. Philipp Heinz am 21. September 2009 um 16:35 Uhr

    RESPEKT!
    auch ich war überrascht dich bei km 21 zu sehen. hätte nicht gedacht, dass du dein rassantes anfangstempo durchhältst aber wnen man sich deine zwischenzeiten anguckt…das nenne ich mal kontinuierliches laufen! saustarkes rennen, und das bei deinem debüt! riesengroßen respekt aus erfurt nach arnstadt und erhol dich gut!

    gruß
    philipp

  3. sören föt am 21. September 2009 um 17:31 Uhr

    „Punktlandung“
    auch von mir glückwunsch und respekt zu solch einem starken marathondebüt!
    ich muss zugeben das ich diese zeit nach den ganzen problemchen im frühjahr und noch ein paar tage vor dem wk (dieses jahr) für ´noch´ zu früh gehalten habe. grade das zeigt das du mit deinem training und kopf auf den punkt genau bereit warst! aus erfahrung weiß ich wie schwer das sein kann…
    also >respekt< alexander (der große)und gute erholung!

    lg grüße nach arnschdt

  4. Berlin-Marathon » LSV Lok Arnstadt » am 22. September 2009 um 8:46 Uhr

    […] Zu Alex Erlebnisbericht […]

  5. Mario Hofmann am 22. September 2009 um 15:22 Uhr

    Herzlichen Glückwunsch
    Habe mich sehr über Deine Leistung gefreut.
    War schon toll Dich im Fernsehen,zu so
    einen frühen Zeitpunkt,zusehen.All zuviele
    deutsche Läufer waren da noch nicht im Ziel.
    Super Zeit Alexander.
    Viele Grüße aus Elgersburg Mario