Etwas verspätet noch eine Analyse des Rennsteiglaufs: Ich habe mein Ziel erreicht und bin unter die Top-10 gelaufen. Als Achtplatzierter lief ich nach 1:15:22 Stunden ins Ziel. Letztlich war diese Vorgabe leichter zu erreichen, als zuvor erwartet: Einige hochkarätige Gegner waren nicht zum Lauf angetreten.

Ich ging das Rennen behutsam an und versuchte gar nicht erst, vorne mitzulaufen – auch wenn ich gerne zum vierten Mal Vierter am Rennsteig geworden wäre. Nach 150 Metern hatte ich schon 30 Meter Rückstand auf die Spitze um Christian Biele, Stefan Hubert und die beiden Kenianer und lag etwa auf Platz 25. Bis zum Rondell brachen die meisten Schnellstarter schnaufend ein, wodurch ich bis auf Platz 14 nach vorne kam, etwa 20 Meter hinter den 13 Führenden. Auf den ersten Metern Waldboden übernahmen die Kenianer die Führung und waren für mich bald nicht mehr zu sehen.

An den langen, allmählichen Anstiegen zum Großen Beerberg ging es mir wie in den Vorjahren schlecht. Ich atmete ungewohnt hastig und fühlte mich erschöpft. Immer wieder musste ich meinen Schritt verkürzen, das Tempo drosseln. Ich fühlte mich lächerlich langsam. Jedes Jahr wundere ich mich, warum ich die Berge des Rennsteiglauf-Halbmarathons nur so langsam hinaufkomme, wo ich doch die Anstiege im Bergtraining und bei anderen Wettkämpfen gefühlt deutlich schneller laufen kann. Ehrlich gesagt bin ich da ratlos: Zu hohes Angangstempo und psychischen Druck kann ich in diesem Jahr ausschließen.

Bis zur Schutzhütte am Adler bei Kilometer 8 konnte ich mich bis auf Platz 7 vorarbeiten und war von da an auf mich allein gestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich etwa 1:30 Minuten Rückstand auf die Spitze, wie mir vom Streckenrand zugerufen wurde.

Kurz vor der Schmücke gab es eine unangekündigte Streckenänderung – es ging nicht wie gewohnt über die Wiese neben dem Gasthaus, sondern schon weit vor der Wiese links in den Wald und über einen etwa 250 bis 300 Meter langen Umweg bis zur Verpflegungsstelle an der Schmücke. Hier lief man fast nur über weichen Grasboden und Schlamm, was das Tempo mächtig drosselte. Der Umweg dürfte den schnellsten Läufern etwa 1 Minute gegenüber den Vorjahreszeiten gekostet haben, den langsameren sogar noch mehr.

Auf den langen Bergabpassagen nach der Schmücke schmerzten die Waden schon heftig, so dass ich kaum Fahrt aufnehmen konnte. Ich war bis kurz vor der zweiten Verpflegungsstelle muterseelenalein unterwegs, wurde dann aber bergab bei Kilometer 18 von einem jungen Läufer vom Lübecker SC überholt. Der flog regelrecht an mir vorbei, ich hatte keine Chance ihm auch nur einen Meter zu folgen. Bergablaufen ist mein großer Schwachpunkt, an dem ich arbeiten muss, um beim Rennsteiglauf wieder weiter vorn landen zu können.

Den Zieleinlauf konnte ich ohne Konkurrenz an meinen Fersen einfach nur genießen und zur Abwechslung mal lächeln und jubeln. Die Zeit von 1:15:22 Stunden finde ich ordentlich; rechnet man die zusätzlichen Meter des Umwegs an der Schmücke heraus, komme ich auf ca. 1:14:20 Stunden und habe damit fast die Vorjahreszeit erreicht.

Ich habe mich im Ziel am Nachmittag gleich für den Rennsteiglauf 2010 gemeldet und hoffe, dann wieder dem Podest ein weniger näher zu kommen.

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