Nach drei Jahren Pause konnte ich gestern endlich wieder beim Alteburglauf in Arnstadt mitlaufen. Der Alteburglauf ist neben dem Rennsteiglauf und dem Schneekopflauf einer meiner Lieblingsläufe. Die Strecke ist wunderschön und außerdem verbinde ich mit dem Lauf gute Erinnerungen. Schon lange bevor ich mit regelmäßigem Training begann war ich auf dieser Geländerunde unterwegs. Zweimal verdiente ich mir damals eine Eins im Sportunterricht, weil ich auf dieser Strecke meinen damaligen Sportlehrer besiegen konnte. Damals war es nur ein kühner Traum von mir, einmal als Erster die Alteburg zu erreichen. Doch mit dem regelmäßigen Training nach Plänen meines Trainers Reingert Richter rückte dieser Traum unerwaret schnell in Laufweite. Im Jahr 2003 landete ich den ersten Gesamtsieg und gewann 2004 und 2005 erneut.

Für den Alteburglauf war also klar der Gesamtsieg die Vorgabe. Nach meiner Erkältung wollte ich das Rennen aber behutsam angehen, da ich seit sieben Tagen nicht mehr trainiert hatte. Doch diesen Plan musste ich über den Haufen werfen. Kurz vor dem Start verstaute ich meine Trainingshose im Auto. Auf dem Rückweg zum Start hörte ich, noch einige Meter entfernt, einen Schuss – den Startschuss des 10-Kilometer-Laufs. Ich hatte mich in der Startzeit geirrt und den Start 10 Minuten später gewähnt. Statt behutsam lief ich nun gefühlte 3 Minuten pro Kilometer, um zum Feld aufzuschließen. Etwa 30 Sekunden muss mein Handicap betragen haben. Nach etwa 130 Metern Startsprint schloss ich zum Hinterfeld auf und hastete adrenalingepeitscht weiter nach vorne. Bei Kilometer 1,5 war ich schon den Führenden im Nacken. Durchatmen. Ich verschnaufte im Windschatten meiner drei Konkurrenten und setzte mich – jetzt locker laufend – einen Kilometer später an die Spitze. Bis Kilometer 5 war es nur bergab gegangen, nun warteten bei Espenfeld die ersten langen Anstiege. Das Bergauflaufen fiel unheimlich schwer, obwohl ich einen Gang zurückgeschaltet hatte. Die ersten beiden Tempokilometer zeigten Wirkung. Bis ins Ziel baute ich mir trotzdem einen komfortablen Zwei-Minuten-Vorsprung auf. Die Zeit von 35:32 Minuten – oder 35 Minuten, wenn man meinen Fehlstart herausrechnet – spielt keine Rolle. 2005 war ich bei einem meiner gefühlt stärksten Läufe aller Zeiten fabelhafte 33:02 Minuten gelaufen.

Kuriose Randnotiz: Seit ich ambitioniert trainiere, habe ich den immer wiederkehrenden Alptraum, ich käme zu spät zu einem Wettkampfstart und alle Teilnehmer wären schon auf und davon. Über diese merkwürdigen Träume habe ich oft gegrübelt und konnte sie mir nie erklären. Erst zweimal hätte ich den Start fast verpasst: Beim Plesslauf 2007 fand ich den vermaledeiten Abzweig nach Breitungen einfach nicht und kam erst 15 Minuten vor dem Startschuss auf dem Parkplatz an. Einige Jahre zuvor hatten wir uns beim Ohratalsperrenlauf an das falsche Startareal begeben und kamen 10 Minuten vor dem Start im Meldebüro an. Vielleicht habe ich jetzt, da der Traum wirklich geworden ist, diese Trauma überwunden und bleibe in Zukunft von derlei Träumen verschont.

Jetzt wird noch einige Male im Gelände trainiert, bevor ich dann am 16. Mai zum Rennsteiglauf schonungslos meine Formschwäche entblößen muss…

Kommentare

2 Kommentare zu “Start verpasst, Rennen gewonnen”

  1. Jörg am 5. Mai 2009 um 11:28 Uhr

    Jetzt würde ich gern weiterlesen, was denn auf der Alteburg war, aber wenn ich auf „weiterlesen“ drücke, kommen ich nur auf das Antwortfeld und den Hinweis:

    „Sorry, this entry is only available in Deutsch.“

    Jörg

  2. Jörg am 5. Mai 2009 um 11:31 Uhr

    Ach man muß erst antworten und dann bekommt man den ganzen Text zu lesen.
    Handicap-Rennen heißt das, glaube ich. Wenn ich also 10 min vor dir starte, dann hätte ich auch eine Chance ;-).
    Gratulation

    Jörg